Nihat Celik – hier bei der Vernissage im Klinikum vor wenigen Wochen – verweigert dem Betrachter mit Vorliebe den perspektivischen Halt. Foto: Hans-Joachim Winckler
Warum der markante rote Keil, der sich in einer gelben Fassung zu verbeißen scheint, den Titel „Zarathustra“ trägt, wird allein Nihat Celiks Geheimnis bleiben. Als
Ironiker und Fährtenleger darf den türkischen Künstler endgültig bezeichnen, wer im dritten Stock des Klinikum-Hauptgebäudes vor dem Pastell-auf-Bütten-Werk „Hund“ stehen bleibt. Da bilden streng
geometrisch angeordnete blaue, weiße und gelbe Bögen eine Rampe, die sich im blauen Nichts verlieren.
Celiks offensives Spiel mit Farbflächen und Stilisierungen, mit strenger Verfremdung und optischen Verwirrungen ist zu sehen im Rahmen der Ausstellung „Blickpunkt
Türkei“. Der Künstler stammt aus Elcili, kam vor 20 Jahren nach Deutschland und ist seit 1997 freischaffend nachdem er an der Akademie der Bildenden Künste – zuletzt bei Johannes Grützke – studiert
hat. Mit Farben geht er plakativ zu Werke. Sie begleiten Celiks unerschöpfliche Form-Findungen in der Manier eines Lautstärkereglers, den er scheinbar nach Belieben in kreischende Regionen hochfährt.
Kühne, nervöse Farbfelder sind so entstanden, die wie tektonische Platten aneinanderreihen.
Stärker noch als in seinen flächigen Pastell-Arbeiten erstaunen seine Druckgrafiken mit apokalyptischen Traumgebilden. „Das kleine Schaf guckte mich an und sagte:
„Mäh“ ist zwar ein allerliebst klingender Titel; doch Celik zeigt ein abstrus geformtes, nacktes Schnabeltier auf dem Rücken eines langmähnigen Wesens. Augen, Blicke, Augen-Blicke, organische, der
Botanik entlehnte formen und Kompositionen, die wie Vexierbilder dem Betrachter jeden perspektivischen Halt verweigern, stehen im Zentrum dieser Werke. Kühle Kunst, mit souveräner, individueller
Handschrift gestaltet.