Expressive Formen- und Farbensprache kennzeichnet die afrikanischen Künstler. Foto: Winckler
Zimbabwes Kunst wird oft mit der Steinbildhauerei des Landes gleichgesetzt. Diese Shona-Skulpturen, benannt nach der größten in Zimbabwe ansässigen Volksgruppe, sind
zu einem touristischen Verkaufsschlager geworden, der in einer regelrechten Industrie gefertigt wird. Daneben gibt es ein weites, recht unbekanntes Spektrum von Künstlern, die in den verschiedensten
Medien tätig sind.
Vielköpfig, vielschichtig
Zephania Tshuma und Isaia Manzini stellen zum Teil bunt bemalte Holzskulpturen her, die karikierende Alltagsgeschichten darstellen, zimbabwische Sprichwörter
humorvoll illustrieren. Immer findet sich der Bezug zu den das, was vor der Tür passiert, Themen einer Gesellschaft im Wandel werden auf skurrile, auch hemmungslose Weise dargestellt. Oft sind die
Figuren zwei oder vielköpfig. Aus einem Leib winden sich mehrere Personen. Die Idee der Einheit in der Vielzahl der Ethnien, Lüste, Gefühle, Triebe sind gleich.
Gerade in den Arbeiten Tshumas, der mit seiner Realität, seinen Träumen und Ängsten auch sein Volk darstellt, findet sich der Gestus des moralisierenden Lehrstücks
für richtiges Benehmen, das sich nicht an die Kunstsammler und Professoren in Übersee wendet. Dafür findet der Alltag in den fabelartigen Zwitterwesen aus Mensch und Tier einen satirischen Spiegel.
Ein Thema wie Aids wird hier schonungslos offen dargestellt. Dabei bietet das Material Holz einen weichen, formschönen Kontrast.
Harry Mutasa und Martin Mushoma schweißen aus Schrott, dem Zivilisations-Müll, Torsos, Moskitos, ein Huhn, den Paradiesvogel. Arte povera, nicht aus Blasiertheit,
sondern aus Notwendigkeit entstanden. Diese Kunst, westliche, wertlos gewordene Produkte umzuwandeln und einem neuen Zweck zuzuführen, kennt jeder Afrikareisende. Die Umsetzungen Mutasas und Mushomas
sind überzeugend in ihrer Schlichtheit.
Der ökologische Aspekt findet sich auch in den Bottle Top Paintings von Margaret Majo. Mit Zeichen und Symbolen bemalte Kronenkorken ordnet sie auf einer Platte in
strenger Symmetrie. Schier unbegrenzt sind die Motive, das Auge wandert und sucht, wird nur vom Rahmen der Bilder gefangen und zurückgeworfen auf die winzigen Mosaiken.
Die Gemälde in der Ausstellung stammen allesamt von Lemming Munyoro. Er malt ganz klassisch in Öl. Die Farben Grün und Orange, Braun und Gelb. Zwischen naiver Malerei
und der Felsmalerei mit ihrer Röntgentechnik stehen seine Bilder, in denen auch er Alltagsgeschichten darstellt, Erläuterungen hat er auf die Rückseite der Leinwand gekritzelt. Anfassen ist nicht nur
erlaubt, sondern beabsichtigt. Afrikanische Kunst ist immer lebendig. Deshalb sehr begehrt.