Landschafts-Aquarell von Charlotte Marr-Schobert. Repro: Fürstenberger
Vor gut einem Jahr ist Charlotte Marr-Schobert im Alter von 80 Jahren in Nürnberg gestorben. So ist die Präsentation ihrer Aquarelle im Foyer des Stadttheaters ungeplant zur
Gedächtnisausstellung geworden. Da die Künstlerin und Graphikerin in den letzten Jahrzehnten sehr zurückgezogen arbeitete und lebte, kann die Erinnerung an sie jedenfalls für die jüngere Generation
zugleich zu einer Neuentdeckung werden.
Anzuzeigen sind bewundernswerte Werke, die trotz ihrer Landschaftsmotivik mit den inflationären Übungen gerade der Aquarelltechnik in Volkshochschulkursen wenig gemeinsam haben. Charlotte
Marr-Schobert, ausgebildet an der Nürnberger Akademie, hatte es als Aquarellistin – die stets in der Natur arbeitete – zu einer schlicht verblüffenden Meisterschaft gebracht.
Da sind einerseits großformatige Landschaften südlicher Provenienz, die das Vorbild der klassischen moderne (besonders des „Blauen Reiters“) verraten und das Motiv mit großer Sensibilität in
wunderbar stimmige, leuchtende Farbharmonien übersetzen. Ihr vielleicht Eigenstes gibt die Künstlerin aber in Bildern aus Franken.
Obwohl näher am „Gegenstand“ und auf den ersten Blick recht konventionell, gewinnen diese eine überraschende Tiefe und atmosphärische Dichte. Sie werden zu (meist schwermütigen)
Seelenlandschaften, die zweifellos viel über das Innenleben der Künstlerin verraten.
Offenbar traumwandlerisch sicher im Einsatz ihrer Mittel, gestaltete die Künstlerin hier mit mehreren Farbaufträgen fast undurchdringliche Flächen, arbeitete aber genauso mit lichten Aussparungen
– und alles ganz ohne Kitsch und Gefühligkeit. Allein die Wolkenhimmel in den Aquarellen lohnen schon die Ausstellung. Zeitlos.