Sparkasse Fürth, Kundenhalle, Maxstr. 32, 90762 Fürth, Germany
„Jazz and Traktor“
Werner Tögel
Sparkasse Fürth
Fürth, Bavaria
05.04. - 05.05.2000
Press Archive
©Fürther Nachrichten, 08.04.2000, MARGIT
LANGENBERGER
Farbenpracht mit Knalleffekt
„Jazz and Traktor“, Werner Tögel hat den Blues und verehrt Landmaschinen als liebenswerte Geschöpfe
Auftakt zum Aufleben: Der Jazz tröstet die Schwarzen in Werner Tögels Bildern über ihre sozialen Dramen hinweg. ©Foto: Hans-Joachim Winckler
„Ich sehe was, was Du nicht siehst. Aber was ist das für ein Spiel, das Künstler immer mit uns spielen? Sie haben andere Sichtweisen und bereichern uns mit dingen,
die wir schon lange nicht mehr sehen“. Mit diesen Worten begann Stadttheater-Dramaturgin Barbara Bredow ihre Laudatio auf Werner Tögels Ausstellung „Jazz und Traktor“, die seit Donnerstag die
Stadtsparkasse in der Maxstraße zeigt.
„Der Traktor, ein liebenswertes Geschöpf: wie ein alter Kumpel steht er da, und seine ‚Physiognomie’ ist in jeder Hinsicht faszinierend“, so sieht Tögel die alten
Landmaschinen, die er aus farbenprächtigen Papierschnipseln zur Collage zusammensetzt und inzwischen damit eine Perfektion erreicht hat, die ihresgleichen sucht. Seinen Drang zum perfekten Handwerk
begründet er damit, dass alles Können den Gegenstand adele. Schon als Kind war der Maler oft bei Bauern und hat sich seinen Hang zur Landwirtschaft und den alten Maschinen bewahrt.
Auf großformatigen Leinwänden sind neben den ländlich-naturalistischen Szenen mit Landschaften und Häusern auch Jazzmusiker zu sehen. Der Künstler will auf die
deprimierenden Verhältnisse der schwarzen Bevölkerung und deren Umgang damit aufmerksam machen. Der Blues ist für Tögel Überlebensmittel: er lässt die Menschen aufleben und für kurze Zeit ihr
soziales Drama vergessen.
Musik aus Trotz
Er vergleicht die Collage als Stilmittel mit einer Jazzsession: auch sie hat für den Künstler etwas Monumentales. Greift Tögel in die Farbtöpfe, dann knallt es
genauso wie bei Jimi Hendrix und dem African Papa, wenn sie aus ihren Instrumenten das Letzte herausholten. Wie nicht anders zu erwarten, macht Tögel auch selbst Musik: „Schon aus Trotz“, sagt er,
der „ein unwürdiger Alter“ werden will, spielt er in einer Coverband E-Gitarre und Mundharmonika.
Ganz andere Töne dagegen schlägt er mit seinen dezenten Stimmungsbildern in Pastell oder Buntstift an. Da sind die Telefonhäuschen, wo man sich fragt: „Wer
telefoniert da? Ist es ein frisch Verliebter, ein Dichter, der seinen Verleger um Vorschuss bittet, oder ein Broker ohne Handy?“, wie es Bredow ausdrückte. Farbuntergrund, Stil- und Malmittel müssen
immer zum Thema passen. „Das Ergebnis stimmt, wenn Aura und Aussage des Gegenstandes mit der malerischen Struktur harmonieren“, so das Motto des 49-jährigen Kunsterziehers, der an der Akademie der
Bildenden Künste in Nürnberg studiert hat.
Das Konzept der Werkschau entstand auch diesmal wieder in Zusammenarbeit mit der Art-Agency Hammond. Die einleitenden Töne passen zum Thema spielt das Saxofonduo „The
silver sonics“.
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