ARCHIVE 2002

Galerie ZAK (1994 – 2002), Königstr. 132, 90762 Fürth, Germany

 

 

„Work on Wood“

Galerie ZAK

Zeitgenössische Afrikanische Kunst

Fürth (Bavaria)

12.07. – 30.09.2002

Artworks

Mo Edoga (1954 - 2014)   Paa Joe   George Lilanga (1934 - 2005)    Makonde-Skulpturen    Isaia Manzini    Abdallah Salim    Ray-Soko    Zephania Tshuma (1932 - 2000)

   Twins Seven Seven (1944 - 2011)            

Vernissage: 12.07.2007

Press Archive

Abendzeitung, Nürnberg, 2002, UTE MAUCHER

 

Missionar in Sachen Kunst

Ein Exot: ZAK, die Fürther Galerie für zeitgenössische afrikanische Kunst

Klinik oder Kunst? Keine Frage für Bernd Kleine-Gunk. Der 43-jährige hat sich schon früh für beides entschieden und neben dem Medizin-Studium auch Vorlesungen in Kunstgeschichte gehört. Danach hat das eine sprichwörtlich zum anderen und letztlich dazu geführt, dass in Fürth mit der Galerie ZAK nicht nur ein Exot der regionalen, sondern internationalen Kunstszene zuhause ist. Sie ist die einzige deutsche Galerie, die sich ausschließlich mit zeitgenössischer afrikanischer Kunst befasst.

 

Bernd Kleine-Gunk hat die Arbeiten afrikanischer Künstler in Zimbabwe schätzen gelernt, wo er zweieinhalb Jahre arbeitete. Shona-Skulpturen haben dort sein Interesse geweckt, der Arzt knüpfte Kontakte zu Künstlern, begann Werke und Wissen zu sammeln. Genug um nach seiner Rückkehr ein Buch über die Steinplastiken zu schreiben, in Essen die Galerie ZAK zu eröffnen, und auf seine Art weiter „Entwicklungshilfe“ zu leisten. Zwar ist das Interesse an zeitgenössischer Afrikanischer  Kunst mittlerweile gestiegen, aber generell gilt immer noch, was Kleine-Gunk Anfang der 90er festgestellt hat: „Afrikanische Kunst wird in Europa kaum registriert. Und das versuchen wir zu korrigieren.“

ZAK-Gründer Bernd Kleine-Gunk (links) mit Renate und John Hammond, die die Galerie führen, in der aktuellen Ausstellung „Work on Wood“.

 

Wir, das sind neben dem Sammler John und Renate Hammond, die die Galerie leiten, seit Kleine-Gunk mit ihr – des Chefarztpostens in der EuromedClinic wegen – 1995 von Essen nach Fürth gezogen ist. Und einig ist sich das Trio auch, dass sie mit der Spezialisierung auf die Künstler eines Kontinents diese „nicht gettoisieren“, sondern unterstützen wollen, in der westlichen Kunstwelt „Fuß zu fassen“. Und mit dem ersten Bein, das die Künstler in die 100 Quadratmeter-Galerie in der Königstraße setzen konnten, sind einige inzwischen weltweit unterwegs.

 

Teile der Sammlung Kleine-Gunk, die insgesamt rund 1500 Werke umfasst, erzählt John Hammond, „sind konstant überall auf der Welt ausgestellt“. Die ungewöhnlichen „Bottletop paintings von Margret Majo, die Kleine-Gunk in Zimbabwe entdeckt hat, sind derzeit in Berlin zu sehen, und der Renner, Kane Kweis ausgefallene Särge in Form einer Zwiebel oder eines Mercedes, demnächst in Kassel und Hamburg. Der Sammler selbst ist ein von Museumsleuten gefragter Experte, „da sich nur wenige mit afrikanischer Kunst auskennen“, die größten Sammlungen nicht in den Händen von Institutionen sondern von Liebhabern sind.

 

Und die reisen aus dem In- und Ausland nach Fürth, um in der Galerie ZAK nach neuen Werken Ausschau zu halten. Aber auch Kunden, die nicht systematisch sammeln, sondern „aus dem Bauch heraus“, eine Arbeit erstehen, gehören zum ZAK-Klientel. Wobei niemand erwarten sollte, dass diese, nur weil sie vom ärmsten Kontinent der Welt kommen, zum Schnäppchen-Preis zu haben sind oder geschachert werden kann, wie auf einem afrikanischen Markt. Da reagiert der Arzt allergisch, denn wenn er seine Galeristen-Tätigkeit auch als „missionarische Aktion“ betrachtet, eine Benefiz-Veranstaltung ist sie nicht. „Wenn man von Globalisierung spricht“, meint Kleine-Gunk, „gehört es auch dazu, dass afrikanische Künstler bezahlt werden wie alle anderen. Ein Fußballer aus Afrika verdient in der Bundesliega ja auch nicht schlechter als ein europäischer“. Und wenn ein Gemälde von Twins Seven Seven derzeit für 12 000 Euro angeboten wird, dann, so Kleine-Gunk, „ist das immer noch wenig im Vergleich zu dem, was ein deutscher Künstler mit vergleichbarem internationalen Ruf verlangt“.

 

Twins Seven Seven gehört zu den prominentesten unter den zehn bis zwölf Künstlern, deren Werke die Galerie kauft und wieder verkauft. Neue kommen hinzu durch den Ruf der Galerie, der sich unter den afrikanischen Künstlern „nach dem Buschtrommel-Prinzip“ herumspricht, und die Entdeckungsreisen von Kleine-Gunk. Die können demnächst auch durch Europa führen, denn gerade haben sich die Galeristen entschieden, auch afrikanische Künstler auszustellen, die im Ausland leben.

 

Eine Entscheidung, die Kleine-Gunk dagegen auch in Zukunft wohl nicht treffen, wird, ist es, die Medizin für die Kunst aufzugeben. Sicher nicht nur, aber auch, „weil es schön ist, den Druck nicht zu haben, verkaufen zu müssen, und Dinge zeigen zu können, die uns einfach wichtig sind“. Da ist der Mediziner auch Mäzen.

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