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„Orte der Poesie“, Michael Engelhardt, Stadttheater Fürth, 18.03. – 08.05.2012

Fürther Nachrichten, 31.03.2012, CLAUDIA SCHULLER

 

Nicht zu viel wollen, einfach geschehen lassen

Zwei Arten von Realität: Michael Engelhardts Arbeiten künden von Idylle und Apokalypse

 

FÜRTH  - Traumhafte Orte hat Michael Engelhardt geschaffen. Sie schweben exakt zwischen Nacht-, Tag- und Wunschtraum. Der Erlanger Maler zeigt im Stadttheater feine Sepia-Federzeichnungen, dichte Aquarelle und kraftvolle, fast fotografische Ölbilder.

Fachmann fürs Doppelbödige: Michael Engelhardt erhielt 1976 den Kulturförderpreis seiner Geburtsstadt Erlangen, 2011 den Dornumer Kulturpreis. Foto: Hans-Joachim Winckler

Michael Engelhardts Arbeiten stecken voller Details: Zikaden und Sträucher, die an Griechenland erinnern, Wüsten aus Sand und Steinen, Kanus in der Karibik, herrliche Kirschbäume. An diesen Schauplätzen kann man meditierend in sich gehen, aber auch unvergessliche Abenteuer erleben. Sehnsuchtsorte sind das, die aber manchmal durch Verzerrungen auch zum Alptraum werden können, wie etwa beim endzeithaften „vermauerten Zugang“, einem Berg mit einem Beton-Einschnitt, umgeben von Metallröhren in einer Ödnis. Wenn das mal nicht ein Kontrapunkt ist zur pittoresken Natur, die manche anderen Gemälde zeigen.


Raunende Vase

Hinzu kommt eine sehr eigene Art von Stillleben, Arrangements von Gegenständen mit immensem Facettenreichtum. Kulissenartig und menschenleer treten im Schaffen des seit 1980 freischaffenden Erlangers, die Dinge hier auf, als hätten sie ein Eigenleben oder stünden auf einer Bühne. Eine Blechkanne raunt einer Vase etwas zu, während die „Regenbogenkanne“ in tausend Farben verheißungsvoll schillert.

Auf dem „roten Tisch“, der auf einem Balkon vor einer apokalyptischen Großstadt steht, befinden sich eine Gitarre, eine Schale und zwei Karaffen. Menschlichkeit inmitten von kalten Hochhäusern. Das Transzendente wird sanft angedeutet, es liegt hinter den abgebildeten Wirklichkeiten verborgen und geleitet den Betrachter fließend ins Surreale hinüber.

So gibt es zwei Realitäten: die nüchterne, klar sichtbare und die magische. Bei Engelhardt durchdringen die beiden sich, wie manche seiner Objekte partiell lichtdurchlässig zu sein scheinen und eigenartig aus dem Inneren heraus strahlen. Stark aufgeladene, parabelhafte Tableaux, die Geschichten erzählen, sind das Ergebnis. „Nicht zu viel wollen, einfach geschehen lassen“, hat der Künstler selbst sein Verfahren beschrieben.