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„International Parallel Alphabet“, Aylin Langreuter, Stadttheater Fürth, 23.09. – 06.11.2012
Fürther Nachrichten, 2012, REINHARD KALB
Das Eigenleben der Buchstaben
Aylins Alphabet: Spannende Ausstellung im Foyer des Stadttheaters

Buchstaben – mit ihnen hat sich die Künstlerin Aylin Langreuter auseinandergesetzt. Das spannende Ergebnis ist bis zum 6. November im Foyer des Stadttheaters zu sehen.
Wie schaut denn das aus? Wie ein auf den Kopf gestelltes spiegelverkehrtes J. Da hinten ein kleines z in altertümlicher Schreibweise, dort ein hebräisch anmutendes Schriftzeichen, und dort an der Wand prangt ein sehr musikalisches H, in Gold glänzend und mit Schnörkeln, wie sie in der Notenschrift verwendet werden, verziert. Aber was ist das da? Das schaut aus wie das Emblem von Hammer und Sichel, nur ist der Hammer verkümmert und die Sichel über die Massen gewachsen.
Und der Text? Den muss sich der Besucher des Theaterfoyers schon selbst zusammenreimen. Die Künstlerin Aylin Langreuter (36) hat sich Buchstaben verschiedener Schriften und Sprachen von Latein über Kyrillisch bis Hebräisch vorgenommen, im Setzkasten der verschiedenen Schrifttypen von Fraktur bis Antiqua gewühlt, oder auch frei erfunden und die Buchstaben in Szene gesetzt. Mal sind ganze Chiffren zu sehen, dann wieder nur Aus- oder Anschnitte, manchmal auch nur einzelne Schnörkel und Serifen.
Die Buchstaben selbst prangen als dreidimensionale Objekte in Marmor, Stein, Metall, oder lackiertem Kunststoff an der Wand, aber auch als Grafiken, verziert mit Motiven aus der Tier- und Vogelwelt, als wollten die Buchstaben sich sogleich in die Lüfte erheben um von Ohr zu Ohr zu wandern. In zwei Bildern wandelt Aylin Langreuter sogar auf Max Ernsts Spuren. Diese Collagen bilden die perfekte Überleitung zum zweiten Teil der Ausstellung „International Parallel Alphabet“ im Rang-Foyer.
Dort hängen Illustrationen von Doré zu „Moby Dick“, wobei Langreuter nun nicht mehr einzelne Buchstaben, sondern ganze Worte in die Illustrationen montiert. Freilich sind die Buchstaben dermaßen verfremdet, mal klobig, mal elegant ziseliert, dass man sie auf dem ersten Blick nicht als Worte, sondern als architektonische Objekte wahrnimmt.
Die Illustrationen sind mit originalen Textpassagen aus „Moby Dick“ unterlegt. Nanu, was ist denn das für eine komische Initiale? Ein kleines b, mit Häkchen und Schnörkeln. Woher kennen wir das bloß? Ach so: Das ist ja das verzerrte Hammer-und-Sichel-Bild vom Parkett-Foyer: ein auf den Kopf gestelltes verschnörkeltes B.