ARCHIVE 2013
Vernissage: 12.05.2013
Paul Yates
Press Archive
Fürther Nachrichten, 2013, CLAUDIA WUNDER
Wenn die Kamera in die Seele blickt
Menschenbilder des weitgereisten Fotografen Paul Yates im Stadttheater
FÜRTH - Der englische Fotograf Paul Yates ist in ganz Europa zuhause. In den letzten zwei Jahrzehnten hat ihn seine Arbeit nach London, New York und um den ganzen Globus geführt. Zu seiner Wahlheimat jedoch hat er Fürth erkoren. Im Stadttheater nun zeigt der weitgereiste Cosmopolit derzeit imposante Beispiele seiner Schaffenskraft: „The story so far…“.
Es ist dieser Blick, der einen gefangen hält. Die kleine Betty aus Kejo Keji County im Südsudan: Sie schaut mit diesen unsagbar traurigen Augen direkt in die Kamera, mitten ins Herz des Betrachters. Man möchte ihr am liebsten tröstend über die kurzen krausen Löckchen streichen, ihr aufmunternde Worte sagen. Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, das Besitz ergreift, vielleicht auch Scham, weil es einem selbst so gut geht. Mitgefühl. Paul Yates zeigt in seinen Fotografien, die in Afrika entstanden sind, die schonungslose Wahrheit.
Die Realität. Im Rahmen einer Dokumentation für die Kinderhilfsorganisation „Music for Life“ hatte er in Uganda, im Südsudan, Ruanda, Kenia und Südafrika gearbeitet und dabei auch „die schlimmsten Plätze der Welt“ gesehen, wie er erzählt. Menschen die in den Slums inmitten wüsten Unrats leben müssen.
Dort traf er eine Frau, die ihn durch ihre armselige Hütte ohne Strom und Wasser zu einem Hinterhof führte. Dort habe er „den schönsten Rosengarten“ vorgefunden, den er je gesehen habe. Freilich hat er die arme, aber stolze Frau mit ihren Rosen fotografiert, aber eben auch vor ihrem Haus mit all dem Müll – „denn ich will die Realität zeigen“, sagt Yates.
Viele weitere Fotos sind so in Afrika entstanden und sie zeigen ein beeindruckendes Phänomen: Die Menschen sind zwar arm, aber glücklich und voller Hoffnung. Paul Yates, mit dem klaren Blick und dem untrüglichen Instinkt eines Profis, beweist dies mit lachenden Kinderaugen, mit verzückt betenden Jungen, mit einer Szene beim Mittagessen in einer Grundschule. Ehrlichkeit und Herz will Yates mit seinen Bildern ausdrücken. Und das gilt für seine gefragten Reportagefotos ebenso wie für seine Porträts von Künstlern in der Musikindustrie. Ein gutes Foto, so der Engländer, entstehe nur, wenn eine Beziehung zwischen Künstler und Fotograf bestünde.
„Ich möchte die Persönlichkeit des Einzelnen schon vor dem eigentlichen Shooting kennenlernen“, lautet Yates Rezept, „ich treffe mich mit ihm oder höre mir vorher seine Musik an.“ Heraus kommt: Pure Leidenschaft wie beim Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker, Jonathan Nott, verträumte Liebelei wie bei Sängerin Nina Aström, oder hintersinniger Humor wie bei Maler Miro Carcano.
Ein Geheimnis seines Erfolgs verrät Paul Yates, der seit März 2009 den Titel eines assoziierten Mitglieds der Royal Photographic Society, des renommiertesten internationalen Fotografenverbands, trägt: „An meiner Studiotür“, sagt er „müssen die Künstler ihr Ego abgeben – they have to leave their egos outside.“