ARCHIVE 2025
Vernissage: 16.03.2025
Artist's Profile
Michael Lassel
Michael Lassel erschafft mit seinen Werken eine faszinierende Verbindung aus handwerklicher Meisterschaft und tiefgründiger Reflexion über Geschichte, Kultur und Existenz. Seine Malerei, geprägt vom Stil des Trompe-l'œil und inspiriert von der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, führt uns an die Schnittstelle zwischen Realismus, Surrealismus und Idealismus. In Lassels Gemälden werden alltägliche Objekte in komplexen Arrangements zu Trägern symbolischer Bedeutung. Sie erzählen von menschlicher Schaffenskraft und den zeitlosen Herausforderungen des Daseins. Durch diese poetische Verdichtung wird die materielle Welt zu einer Bühne, auf der sich Realität und Traum verweben. In Lassels Malerei finden Betrachter eine tiefe Balance zwischen intellektueller Konstruktion und emotionaler Ausdruckskraft – ein Schaffensprozess, der uns mit uns selbst und einer zunehmend virtuellen Welt versöhnt.
Virtual Tour
Artworks
Michael Lassel
Price List
Michael Lassel
Nr. |
Titel |
Technik |
Maße |
Preise |
|
Foyer |
|
|
|
101 |
Zeugnisse der Wahrheit |
Öl auf Leinwand |
90x110 |
56.000 |
102 |
Die große Kuppel |
Öl auf Leinwand |
60x73 |
35.000 |
103 |
Schöner Brunnen |
Öl auf Leinwand |
73x84 |
63.000 |
104 |
Galerie der Ganoven |
Öl auf Leinwand |
65x55 |
22.400 |
105 |
Melancolia |
Öl auf Leinwand |
60x70 |
36.400 |
106 |
Seifenoper |
Öl auf Leinwand |
90x60 |
25.200 |
107 |
Titania |
Öl auf Leinwand |
100x80 |
58.800 |
108 |
Fine Art Fair |
Öl auf Leinwand |
50x60 |
15.400 |
109 |
Der Schrein |
Öl auf Leinwand |
70x60 |
42.000 |
110 |
Königsplatz |
Öl auf Leinwand |
85x65 |
35.000 |
111 |
Exodus |
Öl auf Leinwand |
70x60 |
36.400 |
112 |
Ein ewig' Rätsel |
Öl auf Leinwand |
70x60 |
30.800 |
113 |
Blick vom Kapitell |
Öl auf Leinwand |
60x50 |
35.000 |
114 |
Edikt |
Öl auf Leinwand |
50x60 |
35.000 |
115 |
La larme rouge |
Öl auf Leinwand |
60x50 |
35.000 |
116 |
Der Baum |
Öl auf Leinwand |
60x50 |
30.800 |
117 |
Mitgift der Prinzessin |
Öl auf Leinwand |
60x50 |
30.800 |
118 |
Verlassenes Nest |
Öl auf Leinwand |
70x60 |
36.400 |
119 |
Horse Guards |
Öl auf Leinwand |
95x65 |
54.600 |
120 |
Reflexion der Zeit |
Öl auf Leinwand |
70x60 |
44.800 |
121 |
Tagebuch |
Öl auf Leinwand |
76x86 |
36.400 |
|
2. Rang rechts |
|
|
|
122 |
Die segnende Hand |
Öl auf Leinwand |
120x100 |
35.000 |
123 |
Testament |
Öl auf Leinwand |
85x75 |
35.700 |
|
2. Rang links |
|
|
|
124 |
Vermählung der Gliederpuppen |
Öl auf Leinwand |
65x55 |
33.600 |
125 |
Beletage |
Öl auf Holzplatte |
46x56 |
30.800 |
126 |
Aedicula |
Öl auf Leinwand |
81x56 |
56.000 |
Irrtum vorbehalten. Preise inklusive Rahmen.
Invitation Archive
Press
Fürther Nachrichten, 19.03.2025, MICHAELA HÖBER
Trickser, Täuscher, Humorist
Michael Lassel hat mit seiner aus der Zeit gefallenen Trompe-l’oeil-Technik international Erfolg
„Ich will die Welt akzentuierter darstellen“: Michael Lassel (re.) mit Galerist John Hammond im Foyer des Stadttheaters. Foto Thomas Scherer
FÜRTH – „Welttheater“ heißt die neue Ausstellung, die John Hammods Art-Agency seit wenigen Tagen im Stadttheater präsentiert. Sie führt geradewegs in ie schillernden Stilwelten des Phantastischen Realismus und des Magischen Illusionismus. Michael Lassel, seit vielen Jahren ein international renommierter Vertreter der Trompe-l’oeil-Malerei, präsentiert 26 Ölgemälde aus seinem umfangreichen Schaffen zwischen 1991 und 2024.
Doch was bedeutet eigentlich Trompe-l’oeil? Der französische Begriff heißt so viel wie „trügerischer Schein“ oder „Augentäuschung“ und beschreibt eine Malerei, die durch genaue perspektivische Darstellung eine solche Bildtiefe erzeugt, dass sie beinahe dreidimensional wirkt – eine Kunst mit langer Geschichte, viele barocke Kirchen sind voller Trompe-l’oeil-Effekte. „Ich täusche nicht nur das Auge, ich täusche auch die Sinne. Ich will die Welt etwas akzentuierter darstellen“, sagt Michael Lassel über seine Malerei, die unter anderem inspiriert ist von der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts.
In seinen dreidimensional aufgebauten bildnerischen Räumen verbindet der Künstler Elemente des Stilllebens mit symbolisch überhöhten, rätselhaften Objekten. Vertraute Dinge des alltäglichen Lebens stellt er in eine surreale Nachbarschaft. So löst die Kombination der dargestellten Objekte, sie Büsten, Instrumente, Werkzeuge, Spielkarten, Münzen oder skurrile Fundstücke von Trödelmärkten, die unterschiedlichsten Assoziationen aus. „Man kann nur das herauslesen, was man auch weiß“, meint Lassel. Und tatsächlich gibt es vieles zu entdecken an versteckten Hinweisen, Zitaten und Symbolen, wenn man sich erst einmal in seine im besten Sinn altmodischen Bildwelten versenkt.
„Schöner Brunnen“ heißt etwa ein Ölgemälde aus dem Jahr 1995, das Lassel augenzwinkernd-spielerisch aus Bierkrügen und Lebkuchendosen aufgebaut hat – Utensilien, die der Betrachter gemeinhin mit Nürnberg verbindet, hoch oben thront gar der Nürnberger Trichter, im Hintergrund sind schemenhaft Radierungen vom Schönen Brunnen zu sehen. Was man nicht gleich erkennt, darauf verweist Kulturmanager Georg von Matuschka in seiner Einführung: „Auf einer Lebkuchendose hat sich Michael Lassel in Porträtpose mit drei französischen Künstlern des Trompe-l’oeil verewigt und schaff damit eine Verbindung zwischen der Frankenmetropole Nürnberg und Frankreich. Und als Haltbarkeitsdatum hat er humoristisch sein eigenes Geburtsdatum eingefügt.“
In Lassels Bild „Verlassenes Nest“ von 2021 findet sich neben einem antiken Gürtel, alten Musikinstrumenten und der Pfeifensammlung des Künstlers auch ein verstecktes Zitat mit dem „Schokoladenmädchen“ des Genfer Künstlers Jean-Étienne Liotard aus der Galerie „Alte Meister“ in Dresden. „Solche Zitate zusammen zu würfeln, das ergibt eine neue Geschichte“, meint der Kunstmaler, der jedem Objekt im Bild seine eigene Wertigkeit gibt. „Melancolia“, im Vorjahr entstanden, ist das letzte Werk, das Lassel für die aktuelle Ausstellung fertiggestellt hat und das auf Abschied und Vergänglichkeit verweist. Im Zentrum eine Mädchenbüste, aus dem geschlossenen Auge rollt eine Träne, die pompöse Phantasiearchitektur darüber ist aufgebrochen und erzählt von vergangener Pracht.
Michael Lassel, der 1948 als Siebenbürger Sachse in Rumänien geboren wurde und seit 1986 in Fürth lebt, nahm an Ausstellungen weltweit teil, von Genf, Paris und London bis Singapur, Tokio und New York. Von ihm stammt auch ein 1998 geschaffener Beitrag zur Galerie der Stadtoberhäupter der Kleeblattstadt, nämlich das im Fürther Rathaus hängende Porträt des Alt-Oberbürgermeisters Uwe Lichtenberg – er amtierte von 1984 bis 1996.
Introduction by Georg Graf von Matuschka
Eröffnungsrede: Georg Graf von Matuschka
Ausstellung: MICHAEL LASSEL | „Stadttheater – Welttheater“
Ausstellungsort: Foyer, Stadttheater Fürth, Königstraße 116, 90762 Fürth
Ausstellungsdauer: 16.03- 06.05.2025
Vernissage, Sonntag, 16. März 2025, 11:00 Uhr
Galerist: Art Agency Hammond, Fürth
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Kunst!
Willkommen im Stadttheater, willkommen im Welttheater!
Zur heutigen Ausstellungseröffnung mit 26 ausgewählten Werken des Künstlers Michael Lassel begrüße ich Sie sehr herzlich und lade Sie dazu ein, Mensch und Werk in den kommenden Ausführungen etwas näher kennen zu lernen.
An meiner Seite begrüße ich den international renommierten Künstler, Herrn Michael Lassel und dessen Frau Tünde Lassel.
STADTTHEATER-WELTTHEATER, das ist ein gutes Paar mit Balance-Charakter!
Während ein Theaterregisseur auf der Zuschauerbühne Inszenierungen nach verschiedenen Ideen und Abläufen konstruiert und zu einem Ganzen werden lässt, inszeniert auch der Kunstmaler Michael Lassel auf seinen malerisch gefassten „Bühnen“ anhand von Objekt und Figuren Szenerien, die erzählerisch und metaphysisch zugleich sind.
Die Ausstellungsankündigung begann ja schon mit einem Knalleffekt, um nicht zu sagen mit einer TÄUSCHUNG. Ein Begriff, der gleich noch eine Rolle spielt, aber hier eine besonders kuriose Konnotation erfährt: Das auf der Einladungskarte ausschnitthaft abgebildete Werk mit dem Titel „DER DOM II“ (2007-08) passt zwar irgendwie zum heutigen Sonntag, aber der Clou ist, dass dies Werk gar nicht in der Ausstellung zu sehen ist, sondern sich gegenwärtig, wohl behütet, in einem privaten, uns unzugänglichem Raum befindet.
Was Sie aber bereits auf der Reproduktion des Gemäldes bemerkt haben könnten, ist jenes, dass dieses Motiv viele Stil- und Schaffensmerkmale in sich birgt, die Michael Lassels Werk insgesamt auszeichnet.
Die dort aufgetürmten und gestaffelt zueinander gestellten Blasinstrumente folgen einer strengen Gliederung und Architekturkomposition. Ihren nicht gleich offensichtlichen Bezug der rhythmisierten Bildarchitektur entlehnte der Künstler der gegliederten Fassade des REGENSBURGER DOMS. Ach, und siehe da, mit diesem hintergründigen Spiel an Verweisungszusammenhängen haben wir gleich ein wiederkehrendes Wesensmerkmal von Lassels Bildern angesprochen: Die dargestellten Objekte verweisen nicht nur auf ihren Nutz- und Gebrauchswert, den sie noch haben oder inne hatten, sondern sie verkörpern zugleich doppeldeutige und mehrdeutige Symbole.
Diese Symbolkräfte schaffen wiederum einen engen Zusammenhang zu historischen, kulturellen, künstlerischen, philosophischen und biographischen Quellen und Seinsmomenten. Die Idee des DOMs, um im Bilde zu bleiben, war ja einst die idealisierte metaphysische Vorstellung, einen Sakralraum zu schaffen, an dem mehrere Gewerke und Künste gleichzeitig schaffen und sich in ihm zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk vereinen. Das ist die Idee der BAUHÜTTE, Architektur, Malerei, Musik, Bildhauerei und spirituelles Sein miteinander in Einklang zu bringen.
Wenn dann aber Michael Lassel ein lädiertes, nicht mehr bespielbares Horn als Blasinstrument für seine symbolisierte „Pforte des Doms“ wählt, sind alle Türen für mehrfach gerichtete Interpretationen offen.
Der Betrachter ist dann mit seinen jeweiligen Assoziationen auf sich allein gestellt, seine
eigenen Schlüsse aus dem Gesehenen zu ziehen. Instrumente, die für die Harmonie geschaffen wurden, stehen in Gruppen wie Individuen neben einander und erzählen zugleich von verschieden Schicksals-
und auch Leidensgeschichten. Der Künstler hat seine eigenen Gedanken hierzu, aber er möchte, so weiß ich von ihm, dass sich der Betrachter seiner Bilder, seine eigenen Bezüge herstellt. Jeder
Betrachter kommt damit zu ganz eigenen Schlussfolgerungen und Lesarten. Das genau ist auch intendiert und macht das Werk Lassel intersubjektiv
spannend.
Michael Lassel, soviel sei vorweg genommen, zählt zu den weltweit renommiertesten lebenden Künstler der sogenannten „Trompe l’œil-Malerei“.
Lieber Herr Lassel, es ist mir eine große Ehre einige einführende Worte zu Ihrem Leben und Werk ausführen zu dürfen.
Dass Sie die Stadt Fürth in deren wunderbaren Räumen des Stadttheaters mit einer Einzelausstellung würdigt, ist eine Geste, für die wir als Mitbürger und Bewunderer in ihrer Heimatstadt zu sehen sind, in der sie, gemeinsam mit Ihrer Frau, seit 1986 ihren festen Wohnsitz haben, und demnach hier beinahe seit vier Jahrzehnten leben und arbeiten.
Über einige kulturpolitische Entscheidungen darf man sich zudem als Fürther Bürger freuen.
Das Stadtmuseum Fürth und das Kulturamt Fürth haben Bilder von Ihnen angekauft und mit dem Porträt des ehemaligen Oberbürgermeisters Uwe Lichtenberg (*1934-2011 /Amtszeit 1984-96; Porträt-Gemälde 1994) hängt ein Werk von Ihnen im Fürther Rathaus.
Ihre letzte Ausstellung an diesem Ort, hier im Stadttheater, geht auf das Jahr 1993 zurück. In der Sparkasse Fürth erfolgte im Jahr 2007 ihre letzte Einzelausstellung dieser Art in Fürth. In der Europäischen Metropolregion Nürnberg und in bayerischen Städten haben Sie in den zurück liegenden Jahren an etlichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen teilgenommen, mehrfach in Nürnberg, Erlangen u. Schwabach, daneben in Regensburg, Würzburg und München.
Deutschlandweit ist es eine lange Liste an Ausstellungsbeteiligungen, die hier nicht in Kürze wieder gegeben werden kann.
Weltweit wurden Ihre Werke u.a. in Singapur, New York, London, Paris, Tokio, Genf, Bukarest und weiteren Metropolen der Welt gezeigt.
Bedeutende öffentliche und private Sammlungen schätzen sich glücklich, Werke von Ihnen zu besitzen. So auch die Tate Gallery in London.
Wir beglückwünschen Sie zu Ihren enormen künstlerischen Leistungen und weltweiten Erfolgen.
Der Fürther Galerie ART AGENCY HAMMOND (John Hammond) ist es zu verdanken, dass wir heute einen Teil ihrer Werke – 150 Werke zur Trompe l‘œil-Malerei schufen sie bislang - heute hier und bis zum 6. Mai sehen können.
Ihre überragende Kunstfertigkeit und handwerkliche Meisterschaft wird, wie im „British Museum“ geschehen, in einem Atemzug mit Albrecht Dürer genannt. Dort ist das im Jahr 2008 geschehen als sie als einziger Vertreter Deutschlands in der Ausstellung des British Museums „Babylon – Myth and Reality“ mit ihrem Werk „Turmbau zu Babel“ (2001) vertreten waren.
- Detailinfo hierzu: Ausstellung vom 13.11.2008 bis 15.03.2009, in der Ausstellung »Babylon – Myth and Reality« teilnahmen. „Turmbau zu Babel“. Öl auf Leinwand, 110 x 80 cm, 2001)
Und wenn man ein Resümee Ihrer bisherigen Karriere zieht, so scheint es, als wurden ihre Werke international mehr gezeigt und ausgezeichnet als in ihrem unmittelbaren Wirkungskreis.
In den 90er Jahren beteiligten Sie sich Jahr um Jahr beim Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten. Doch das ist lange her.
Ihre international höchsten Auszeichnungen erhielten Sie in Frankreich und Luxemburg:
Für sein Schaffen erhielt der Künstler zahlreiche Preise, beginnend mit der „Médaille d´Or et le Grand Prix Robert Vrinat” aus Metz 1990 und dem bedeutenden 1. Preis der Europäischen Kunstakademie Luxemburg 1991.
- 1990 Medaille d’Or et le „Grand prix Robert Vrinat“ – Metz, Frankreich
- 1991 1. Preis der Europäischen Kunstakademie – Luxembourg (hervorzuhenen)
- 1991 Vittelius d’Or – Vittel, Frankreich
- 1991 Medaille d’Or – Nancy, Frankreich
- 1992 Medaille d’Or – Béziers, Frankreich
- 1994 Coup de la Ville Avignon – « Art Mundial », Frankreich
Die Jurys dieser Kunstpreise zeichneten Sie für Ihre herausragenden Leistungen und meisterhaften Leistungen auf dem Gebiet der „Trompe l’œil - Malerei“ aus. (Augentäuschung oder Illusionsmalerei) Trompe l’œil ist eine illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht.
-
Künstlerische Entwicklung und Neuorientierung
Zu Ihrer künstlerischen Entwicklung möchte ich unserem heutigen Vernissage-Publikum einige wichtige Informationen über Ihr Leben und Werk erläutern.
Der Künstler Michael Lassel fand erst Ende der 1980er Jahre verstärktes Interesse an der Trompe l’œil-Malerei.
Ausgangspunkt war eine künstlerische Begegnung mit Vertretern dieser Kunstrichtung in Paris.
Initial war eine Begegnung mit einer in Paris (Frankreich) bestehenden Malergruppe, den sogenannten Realisten des Trompe-l’œil um den Maler Pierre Gilou (1938-2019). Dessen Vater, der französische Maler Henri Cadiou gründete die Gruppe nach dem 2. Weltkrieg: Das Mouvement Trompe-l'œil-réalité, das bereits 1949 als allgemeine Reaktion gegen die abstrakte Kunst gegründet worden war, erlangte durch eine trompe-l’œil-Ausstellung im Jahr 1960 größere Bekanntheit.
Auch der Namen Jacques Poirier (Paris 1928 - 2002 Frankreich) muss in diesem Zusammenhang genannt werden.
In seinem Gemälde „Schöner Brunnen“ (1995) (Sie sehen es unter der Bezeichnung: Stadttheater/Galerie im Foyer mit der Nr. 103) hat sich Michael Lassel gemeinsam mit den drei genannten französischen Künstlern des Trompe l’œil auf einer von ihm erfundenen Lebkuchendose in Porträtpose verewigt und damit nicht nur eine Verbindung zwischen der Frankenmetropole Nürnberg mit Frankreich geschaffen, sondern diese
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zugleich als vermeintlich realistisches Objekt in Szene gesetzt. Diese illusionistisch ins Blickfeld geratende „Nürnberger“ Lebkuchen-Dose, die sonst meist durch die klassischen, stereotypen Nürnberger-Motive wie Albrecht Dürer, Kaiserburg, Schönem Brunnen, Frauen- und Lorenzkirche geziert wird, dient hier als biographisches Symbol ganz eigener Güte.
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Der „LEBKUCHEN“ (im zentralen Mittelbau des „Geistigen „SCHÖNEN Brunens“), so darf man fast wortwörtlich schlussfolgern, ist „DAS“ Lebensmittel Lassels: Es ist die Kunst des Trompe l’œil und seiner drei Künstlerfreunde.
Letzteren hat er in diesem Bild ein überzeitliches Denkmal gesetzt, denn die drei porträtierten französischen Künstler leben nicht mehr.
Das erwähnte „Stillleben des Turmes“ im Gemälde „Schöner Brunnen“ aus Schmuck-Bierkrügen, Kleinplastiken, Dosen und Büchern in der getreppten Basis, wird überformt von einem darüber schwebenden Trichter, in dysfunktionaler Position. Der Geist einflößende legendäre „Nürnberger Trichter“ sagt in diesem Bild nur jenem Betrachter etwas, der dem Sinngehalt des Bildes „auf den Trichter“ kommt!
Ich müsste an dieser Stelle natürlich auf viele weitere Details des Werkes „Schöner Brunnen“ eingehen, kann es aber aus Zeitgründen nicht tun.
Trompe l’œil ist eine illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht.
Trompe l’œil ist eine illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht.
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In einer Biografie zu Lassels künstlerischen Werdegang heißt es:
„Lassel begann in Rumänien zunächst abstrakt zu malen und wendete sich dann dem Surrealismus) zu. Stilmerkmale finden sich noch im ausgestellten Werk „DIE SEGNENDE HAND“, 1991.(Fürther Stadttheater, 2. Rang rechts, Bild Nr. 122)
In Deutschland erfolgte eine Neuorientierung.
Eine biographische Zäsur bildet die Umsiedlung des Künstlers von Rumänien nach Deutschland im Jahr 1986. Diese geht mit einer künstlerischen Neuorientierung des Künstlers einher.
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Ab 1988, (Michael Lassel 40 jährig) reiste der Künstler regelmäßig nach Paris, wo er der Gruppe Trompe L’oeil-Réalité um Pierre Gilou beitrat und 1992 Mitglied des Pariser Herbstsalons wurde. Der Beitritt zu dieser Pariser Gruppe hat sein Schaffen nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich geprägt.[i].) [ii])“
Wenn wir also in die heutige Ausstellung schauen, so sehen wir ausschließlich Werke (26 Gemälde, zwischen 1991/„Die segnende Hand“) bis 2024) aus jener Schaffensperiode des Meisters, die nach 1989 bis heute entstanden sind.
Biographie und Werk – Möglichkeiten zwischen Unfreiheit und Freiheit
Michael Lassel wurde am 19. Dezember 1948 in Logig (Ludwigsdorf, rd. 600 Einwohner), in Siebenbürgen als Zweiter von 6 Brüdern geboren.
Auf dem Gemälde „Edikt“ (2020) gibt der Künstler eine alte Landkarte seiner Heimat Siebenbürgen (Rumänien) wieder. Die prachtvolle wie künstlerisch einst hochwertig gestochene Karte ist „Kunst im Kunstwerk“ und zugleich geopolitisch, historiologisch, wie biographisch und symbolisch zugleich sehen. Der Wandel und die Zeit: „CHRONOGRAPHIAE TRANSYLVANIAESIENBÜRGEN“ lesen wir in der linken Kartusche der Landkarte. Die Schere darüber symbolisiert einen schneidigen Spagat zwischen Zeit, Land, Herrschaft und vermittelt in ihrem Aufbau zu den Herrschaftssymbolen an der Basis des Gemäldes. In zwei dort befindlichen Glaskugeln porträtierte sich der Künstler spiegelbildlich verzerrt, konkav morphologisch, in seiner lebensweltlich kleinräumlichen Ateliersituation, die jeweils unterschiedliche Zeit-, Raum und Bewegungsmomente des Künstlerindividuums farblich illustrieren und zugleich kommentieren
[i] Zit nach: Siebenbürgische Zeitung 19.12.2008 „Nicht nur das Auge, ich täusche auch die Sinne“: Michael Lassel wird 70, URL: https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/interviews/19463-nicht-nur-das-auge-ich-taeusche-auch.html
[ii] Zit nach: Die Bewegung Trompe-l'oeil / Réalité
Die Bewegung Trompe-l'oeil (Optische Täuschung) / Réalité ( Realität) wurde von Henri Cadiou gegründet. Die Malerei der Gruppe Trompe l'oeil/Realité ist keine Wiedererscheinung der Antike oder des XVII. Jahrhunderts, sondern die logische Folge der im XX. Jahrhundert stattgefunden Entwicklung eines Realismus, der die Folge des Surrealismus eingenommen hat, um zum modernen Trompe-l'oeil zu führen. Dieser unterscheidet sich vom Alten im Esprit und vor allem in der Sorge darum ein Kunstwerk zu schaffen.
Die Trompe-l'oeil sind 1960 im Salon Comparaisons in Frankreich entstanden, inmitten der Gruppe “Peintres de la Réalité“ (Maler der Realität) gegründet von Henri Cadiou, zur selben Zeit wie die l?Op Art, die Mec?art und der Nouveau Réalisme (Neuer Realismus). Ihre Anzahl wächst ebenso stetig wie das Interesse, das sie erwecken. Die „Trompe l'oeillisten“ erneuern das Genre, indem sie es durch neue Themen bereichern.
1973 stellt die Gruppe im Kulturzentrum von New York aus und in der Corcoran Gallery von Washington. Diese Veranstaltungen geben Anlass zu wichtigen Kritiken. Es ist also nicht, wie gesagt wurde, die amerikanische photo-realistische Bewegung, die in Frankreich eine Neuerung der realistischen Gestaltung bewirkt hat. Man könnte im Gegenteil behaupten, dass jede neue Orientierung in der Kunst nur die Folge einer Entwicklung ist, die man erst nach ihrer offiziellen Erscheinung entdeckt.
1989, nach dem Tod von Henri Cadiou, führte Pierre Gilou, Maler des Trompe-l'oeil, das Werk seines Vaters innerhalb der Gruppe fort.
1993, im Rahmen des Grand Palais in Paris, erzielt die große Veranstaltung der Gruppe “le triomphe du Trompe-l'oeil“ einen Aufsehen erregenden Erfolg mit mehr als 65.000 Besuchern in zwei Wochen.Onlinebeitrag, abgerufen am 18.01.2025 URL: https://www.museum-im-schafstall.de/die-bewegung-trompe-loeil-ralit.a22.htm
-
Bezüge zu Lassel rumänischem Geburtsland finden sich mehrfach in dessen Gemälden. Nur eines sei hier erwähnt, das hier ausgestellt ist und wo wir die Wiedergabe einer alten Landkarte erkennen. (EDIKT, Parkett, Foyer links, Nr.:114):
Schon früh sah der Künstler, wie er mir erzählte, seine Berufung im künstlerischen Bereich. Ähnlich wie sein berühmter Künstlerkollege Paul Klee (1879-1940), musste er sich allerdings noch zwischen dem Instrument Geige und dem Malpinsel entscheiden. Wie wir sehen: Beide entschieden sich für die Bildende Kunst.
Lassel studierte das Handwerk der Malerei bei bedeutenden Künstlern Rumäniens in Bukarest. Von 1968 bis 1972 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Bukarest;[i]
Dabei fällt in dessen Würdigungen seiner Lehrmeister immer wieder der Name Corneliu Baba (1906-1997), der ihm, wie er sagt, „Vertrauen zum Wertegehalt des „eigenen Sehens“ beibrachte.
Anschließend war Michael Lassel Kunsterzieher am Deutschen Gymnasium in Schäßburg (bis 1979).
Als er wegen seines Ausreiseantrags in die Bundesrepublik Deutschland Unterrichtsverbot erhält, beschränkte er notgedrungen seine Tätigkeit auf die Grafik (Grafikbüro für Tourismus).
Über den „Begriff der Freiheit“ und staatspolitischer Zensur könnte uns Herr Lassel sicher Einiges berichten.
Erst der Umzug nach Deutschland ermöglichte Lassel jene Autonomie des Lebens, die mit Reisefreiheiten, Schaffensprozessen und künstlerischen Begegnungen zu tun haben.
Der ehemalige Ehrenvorsitzen des Erlanger Kunstvereins, der Religions- und Geisteswissenschaftler Johann Adam Stupp (1927-2021) charakterisierte die Kunst Michael Lassels mit folgenden Worten:
„Lassel gehört zu den nicht eben seltenen Künstlern, die sich für eine eingeschränkte Motivgruppe entschieden haben. Es sind Erzeugnisse der Zivilisation, die nicht in isolierter Reihung, sondern zu einem künstlichen Ganzen arrangiert vorgestellt werden als eine dichte Ansammlung von Dingen, die unweigerlich den fragenden Blick des Betrachters auf sich zieht. Die das vertikale Bildformat nachdrücklich betonende Raumanordnung der zentralen Gegenstandspyramide folgt klassischen Vorbildern. Auch die beigezogenen Objektarten entsprechen den schon aus der holländischen Stilllebenkunst des 17. Jahrhunderts bekannten Büchern, Blasinstrumenten, Geldmünzen und -scheinen, Bildern, Büsten, Trinkgefäßen, Uhren und anderem mehr, nur dass Lassel seine Modelle auf den Flohmärkten unserer Tage erworben hat.“
zitiert nach: „Michael Lassel – Ikonen für das dritte Jahrtausend“ von Johann Adam Stupp.
url : https://lassel-michael.deMichael Lassel beschreibt den künstlerischen Anspruch mit folgenden Worten:
„Eine akribisch übersteigerte realistische Darstellung ermöglicht die Rekonstruktion einer neuen Realität, in der die Dinge ihrer normalen Betrachtungsweise sich zu entziehen beginnen. Daran sehe ich für mich den Reiz und die Herausforderung dieser Kunstform: die Wirklichkeitserfahrung des Betrachters zu multiplizieren.“
Zit. nach dessen eigener Website: M. Lassel ©2025
Link: https://lassel-michael.de/ Menü-Tab: BiographieWas heißt das, eine „übersteigerte realistische Darstellung“? Worin besteht dieser „Hyperrealismus“ Diese Frage möchte ich im Folgenden nachgehen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
als Sie heute im Foyer des Fürther Stadttheaters an den ersten Bildern von Michael Lassel vorbei flanierten, ihnen einen ersten flüchtigen Blick des Überschauens dieses überbordenden Werks an Bild-Erfindungen gönnten, haben Sie schon bemerkt, dass Sie etliche Stunden, wenn nicht Tage und Wochen bräuchten, um jedem einzelnen Bildwerk eine adäquate Aufmerksamkeit und Geduld des Sehens und Betrachten zu schenken.
Jedes einzelne hier ausgestellte Werk ist für mich ein sogenanntes „Komplexbild“. Komplex deshalb, weil es eine überbordende Fülle an sensuellen Reizen beinhaltet, die nicht nur das gleichmäßige visuelle Erfassen an seine Grenzen bringt, sondern auch fast haptische Momente des menschlichen Wahrnehmungsapparates anspricht. Sehen, Verstehen, Kombinieren, Begreifen, Begreifen-wollen sind Wahrnehmungsimpulse und Einladungen von Michael Lassels Bildern.
Als der Künstler nach einem ansprechenden Titel für die hiesige Ausstellung suchte, fand er ihn in der begrifflichen Brücke zwischen dem Ausstellungsort „Stadttheater“ und seinen szenisch aufgebauten Bildwerken, nämlich dem Begriff des „Welttheaters“. Dieses Duo ist passend, denn Lassels Gemälde führen zeitlich und räumlich in andere Welten, Zeiten, Epochen.
Bei der Bildanlage, dem Aufbau des Gemäldes geht dem Akt des Malens zunächst ein Arrangieren von Objekten im Atelier voraus, das dem eines Bühnenbildners eines Theaters, dem Szenographen und Beleuchter eines Filmdrehs und Installationskünstlers voraus.
Lassel verfügt in seinem Atelier über ein ganzes Arsenal von Relikten, die nicht nur einmal, sondern in verschiedenen Konstellationen mehrfach als figurative Repräsentanten in Erscheinung treten.
[i] Zit nach: Siebenbürgische Zeitung 19.12.2008
Lassel studierte ab 1968 bis 1972 an der Kunstakademie Bukarest, u.a. bei Corneliu Baba. Gleich danach durfte er sein erworbenes Wissen an die Schüler der Bergschule in Schäßburg vermitteln. Als er wegen des Ausreiseantrags in die Bundesrepublik Unterrichtsverbot erhält, beschränkt er seine Tätigkeit auf die Grafik.
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Publikationen und Schriften
Michael Lassel – Ein Meister aus Deutschland. Editura Tribuna, Cluj-Napoca 2019
Michael Lassel – Barockkolloquium, Honterus Verlag 2017 Hermannstadt
Babylon – Myth and Reality
A nyitott ajtók és Dürer und die offenen Türen, Typografika 2008
L’art En Effervescence 100 Ans De Salon D’automne, 1903-2003 Coret, Paris 2003
Quand l’art du XXe siècle était conçu par des inconnus: L’histoire du Salon d’Automne de 1903 à nos jours
Who is Who in International Art, 1994/1995
Trompe-l’oeil Contemporaine – Les maîtres du réalisme, Paris
Le Triomphe du Trompe-l’oeil, Paris
Süddeutsche Vierteljahrblätter 2/1996
Weltkunst, Juni 2003, Nr. 6
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Bezüge zu Lassel rumänischem Geburtsland finden sich mehrfach in dessen Gemälden. Nur eines sei hier erwähnt, das hier ausgestellt ist und wo wir die Wiedergabe einer alten Landkarte erkennen. (EDIKT, Parkett, Foyer links, Nr.:114):
Schon früh sah der Künstler, wie er mir erzählte, seine Berufung im künstlerischen Bereich. Ähnlich wie sein berühmter Künstlerkollege Paul Klee (1879-1940), musste er sich allerdings noch zwischen dem Instrument Geige und dem Malpinsel entscheiden. Wie wir sehen: Beide entschieden sich für die Bildende Kunst.
Lassel studierte das Handwerk der Malerei bei bedeutenden Künstlern Rumäniens in Bukarest. Von 1968 bis 1972 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Bukarest;[i]
Dabei fällt in dessen Würdigungen seiner Lehrmeister immer wieder der Name Corneliu Baba (1906-1997), der ihm, wie er sagt, „Vertrauen zum Wertegehalt des „eigenen Sehens“ beibrachte.
Anschließend war Michael Lassel Kunsterzieher am Deutschen Gymnasium in Schäßburg (bis 1979).
Als er wegen seines Ausreiseantrags in die Bundesrepublik Deutschland Unterrichtsverbot erhält, beschränkte er notgedrungen seine Tätigkeit auf die Grafik (Grafikbüro für Tourismus).
Über den „Begriff der Freiheit“ und staatspolitischer Zensur könnte uns Herr Lassel sicher Einiges berichten.
Erst der Umzug nach Deutschland ermöglichte Lassel jene Autonomie des Lebens, die mit Reisefreiheiten, Schaffensprozessen und künstlerischen Begegnungen zu tun haben.
Der ehemalige Ehrenvorsitzen des Erlanger Kunstvereins, der Religions- und Geisteswissenschaftler Johann Adam Stupp (1927-2021) charakterisierte die Kunst Michael Lassels mit folgenden Worten:
„Lassel gehört zu den nicht eben seltenen Künstlern, die sich für eine eingeschränkte Motivgruppe entschieden haben. Es sind Erzeugnisse der Zivilisation, die nicht in isolierter Reihung, sondern zu einem künstlichen Ganzen arrangiert vorgestellt werden als eine dichte Ansammlung von Dingen, die unweigerlich den fragenden Blick des Betrachters auf sich zieht. Die das vertikale Bildformat nachdrücklich betonende Raumanordnung der zentralen Gegenstandspyramide folgt klassischen Vorbildern. Auch die beigezogenen Objektarten entsprechen den schon aus der holländischen Stilllebenkunst des 17. Jahrhunderts bekannten Büchern, Blasinstrumenten, Geldmünzen und -scheinen, Bildern, Büsten, Trinkgefäßen, Uhren und anderem mehr, nur dass Lassel seine Modelle auf den Flohmärkten unserer Tage erworben hat.“
zitiert nach: „Michael Lassel – Ikonen für das dritte Jahrtausend“ von Johann Adam Stupp.
url : https://lassel-michael.deMichael Lassel beschreibt den künstlerischen Anspruch mit folgenden Worten:
„Eine akribisch übersteigerte realistische Darstellung ermöglicht die Rekonstruktion einer neuen Realität, in der die Dinge ihrer normalen Betrachtungsweise sich zu entziehen beginnen. Daran sehe ich für mich den Reiz und die Herausforderung dieser Kunstform: die Wirklichkeitserfahrung des Betrachters zu multiplizieren.“
Zit. nach dessen eigener Website: M. Lassel ©2025
Link: https://lassel-michael.de/ Menü-Tab: BiographieWas heißt das, eine „übersteigerte realistische Darstellung“? Worin besteht dieser „Hyperrealismus“ Diese Frage möchte ich im Folgenden nachgehen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
als Sie heute im Foyer des Fürther Stadttheaters an den ersten Bildern von Michael Lassel vorbei flanierten, ihnen einen ersten flüchtigen Blick des Überschauens dieses überbordenden Werks an Bild-Erfindungen gönnten, haben Sie schon bemerkt, dass Sie etliche Stunden, wenn nicht Tage und Wochen bräuchten, um jedem einzelnen Bildwerk eine adäquate Aufmerksamkeit und Geduld des Sehens und Betrachten zu schenken.
Jedes einzelne hier ausgestellte Werk ist für mich ein sogenanntes „Komplexbild“. Komplex deshalb, weil es eine überbordende Fülle an sensuellen Reizen beinhaltet, die nicht nur das gleichmäßige visuelle Erfassen an seine Grenzen bringt, sondern auch fast haptische Momente des menschlichen Wahrnehmungsapparates anspricht. Sehen, Verstehen, Kombinieren, Begreifen, Begreifen-wollen sind Wahrnehmungsimpulse und Einladungen von Michael Lassels Bildern.
Als der Künstler nach einem ansprechenden Titel für die hiesige Ausstellung suchte, fand er ihn in der begrifflichen Brücke zwischen dem Ausstellungsort „Stadttheater“ und seinen szenisch aufgebauten Bildwerken, nämlich dem Begriff des „Welttheaters“. Dieses Duo ist passend, denn Lassels Gemälde führen zeitlich und räumlich in andere Welten, Zeiten, Epochen.
Bei der Bildanlage, dem Aufbau des Gemäldes geht dem Akt des Malens zunächst ein Arrangieren von Objekten im Atelier voraus, das dem eines Bühnenbildners eines Theaters, dem Szenographen und Beleuchter eines Filmdrehs und Installationskünstlers voraus.
Lassel verfügt in seinem Atelier über ein ganzes Arsenal von Relikten, die nicht nur einmal, sondern in verschiedenen Konstellationen mehrfach als figurative Repräsentanten in Erscheinung treten.
[i] Zit nach: Siebenbürgische Zeitung 19.12.2008
Lassel studierte ab 1968 bis 1972 an der Kunstakademie Bukarest, u.a. bei Corneliu Baba. Gleich danach durfte er sein erworbenes Wissen an die Schüler der Bergschule in Schäßburg vermitteln. Als er wegen des Ausreiseantrags in die Bundesrepublik Unterrichtsverbot erhält, beschränkt er seine Tätigkeit auf die Grafik.
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Publikationen und Schriften
Michael Lassel – Ein Meister aus Deutschland. Editura Tribuna, Cluj-Napoca 2019
Michael Lassel – Barockkolloquium, Honterus Verlag 2017 Hermannstadt
Babylon – Myth and Reality
A nyitott ajtók és Dürer und die offenen Türen, Typografika 2008
L’art En Effervescence 100 Ans De Salon D’automne, 1903-2003 Coret, Paris 2003
Quand l’art du XXe siècle était conçu par des inconnus: L’histoire du Salon d’Automne de 1903 à nos jours
Who is Who in International Art, 1994/1995
Trompe-l’oeil Contemporaine – Les maîtres du réalisme, Paris
Le Triomphe du Trompe-l’oeil, Paris
Süddeutsche Vierteljahrblätter 2/1996
Weltkunst, Juni 2003, Nr. 6